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Ukrainische Geflüchtete erzählen von ihrer schönen Heimat


Vor rund 120 Gästen aus Deutschland und der Ukraine präsentierten zehn ukrainische Geflüchtete am Montagabend einem vollbesetzten Saal im Pfullinger Feuerwehrhaus ihre Heimat. Alle Vorträge und auch Antworten auf die Fragen aus dem Publikum waren auf Deutsch – erlernt in einem der drei Kurse, die momentan an der Pfullinger Volkshochschule angeboten werden. Das Publikum zeigte sich vielfach begeistert und berührt von den bildreichen Berichten aus den schönen Städten und malerischen Landschaften der Ukraine.

Bürgermeister Stefan Wörner sprach die einführenden Worte, in denen er auf die Bedeutung der vielen Spenden der Pfullingerinnen und Pfullinger für das Zustandekommen der Kurse hinwies und sagte: „Ich freue mich, heute Vieles über die Ukraine zu erfahren.“ Vera Hollfelder, Leiterin der vhs, betonte zu Beginn, sie sei schon jetzt schwer beeindruckt von dem, was in den Kursen geleistet worden sei – sowohl von den Teilnehmenden als auch von den Dozenten. Sie dankte Stadt und Landkreis für die Unterstützung bei der Organisation ihrer drei Deutschkurse. Aus dem Kurs, dessen Teilnehmende die lateinische Schrift schon kannten, stammten die Referentinnen am Montagabend, die die Vielfalt der Ukraine in sechs Präsentationen vorstellten.

„Die Ukraine – Geographie und Schönheit“, lautete der Titel der ersten Präsentation von Viktoriia Honchar: Ein virtueller Rundgang durch die gesamte Landkarte mit zahlreichen Bildern und Informationen zu landschaftlichen, kulturellen, architektonischen und historischen Highlights – so ganz anders als die Bilder, die gerade aus dem Land in die Welt gesendet werden. Es gab tolle Beschreibungen – nochmals: auf deutsch – wie die des Bergsees Synewyr als „unbezahlbaren Saphir in der Krone der karpatischen Wälder“. Die erste Präsentation schloss mit den Worten: „Die Ukraine hat viele schöne Orte, die Sie sehen müssen. Eine Präsentation reicht nicht aus.“

Der zweite Vortrag, gehalten von Olena Hordiienko und Kateryna Samoilova, handelte von Charkiw, der Millionenstadt im Osten des Landes und einst dessen Hauptstadt. Sie präsentierten den Verfassungs- und Freiheitsplatz, die Universitäten, die Parks und den Zoo der Stadt sowie das Theater. Auch dieser Vortrag schloss mit einer Einladung: „Charkiw ist ein unvergesslicher Ort, der Ihre Aufmerksamkeit verdient.“

Die Oblast Kirowograd stand im Zentrum der dritten Präsentation von Iryna Manukhina und Tetiana Miroshnychenko. Kirowograd liegt mitten im Landesinneren der Ukraine und ist reich an Bodenschätzen wie auch Kohle und weiten Feldern, etwa für den Mais- oder Weizenanbau. Auch Edles wie Platin oder Diamanten können dort gefunden werden. In Kirowograd liegt die Stadt Oleksandrija, Heimat der Referentinnen und einer bekannten Fußballmannschaft, die auch schon auf europäischen Rasen aufgetreten ist. Mit den Worten: „Unsere Schule ist die beste“, präsentierten sie ihren dortigen Arbeitsplatz und sagte zum Schluss ihres Vortrages: „Danke Deutschland, danke Pfullingen.“

Mit der vierten Präsentation verschob sich der Fokus ganz in den Westen der Ukraine, nach Lemberg bzw. Lwiw, dem „ukrainischen London“, in dem auch viele Paris wiedererkennen wollen – außerdem der „Geburtsort des ukrainischen Fußballs“, wie die Referentinnen Svitlana Babchuk und Khrystyna Didyk betonten. Deutlich trat auch die historische Verstrickung mit Österreich hervor. So soll etwa die österreichische Kaffeekultur in Lemberg ihren Anfang genommen und darüber das Getränk in ganz Europa verbreitet haben. Auch die Petroleumlampe sowie die erste Straßenbahn der Ukraine haben ihr Zuhause in Lemberg – anfänglich waren es noch von Pferden gezogene Straßenbahnen gewesen. Dass die Stadt in weiten Teilen gepflastert ist, geht derweil auf einen österreichischen Kaiser zurück, der, nachdem er mit seiner Kutsche mehrfach steckengeblieben sein soll, die Pflasterung befohlen habe. „Wir sehen uns in Lemberg“, schlossen die Referentinnen.

Die Region Dnipro bildete das nächste Kapitel. Tetiana Brostovich zeigte wunderschöne Bilder der Klosterinsel mit ihren malerischen Brücken oder des Potemkin-Palastes mit seinen geheimen Tunnels zum Wasser. Mit dem Gebäude des Menorah Center steht in Dnipro außerdem das größte jüdische Zentrum der Welt. Auf der letzten Folie hieß es dann auch hier: „Herzlich Willkommen – nach unserem Sieg.“

In der finalen Präsentation warfen Tetiana Izmailova und Sergiy Gvozdiov einen Blick auf ukrainische Frauen, die in die Weltgeschichte eingegangen sind: Herzögin Olga etwa, von 945 bis ungefähr 960 Regentin der Kiewer Rus. Aber auch Anna, Tochter des Jarislaw, die durch ihre Heirat mit Heinrich I., König von Frankreich, im Westen Europas wirkte, oder Roksolona, die als Gattin von Sultan Süleyman I. gewissermaßen Kaiserin des Osmanischen Reiches war. Der Name von Dichterin Lesya Ukrainka fiel ebenso wie der von Solomia Krushelnytska. Sie war eine Opernlegende, mit der zu singen selbst Caruso als Ehre empfand. Auch um Ruslana ging es, die 2004 den Eurovision Song Contest für die Ukraine gewann, sowie um das aktuelle Siegerlied „Stephanie“, das vom typisch ukrainischen Mutterkult handelt. „Glaubst du, dass Frauen die Welt retten können?“, fragte die Referentin zum Schluss in das Publikum – zurück kam ein lautes „Ja.“

Bild Ukraineabend 1

Bild Ukraineabend 2

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